Jetzt in echt

Da war es nun also, dieses langersehnte Treffen. Ich hatte mich so gefreut auf die 5 Mädels: Alex, Claudia, Christine, Susanne und Evelyne. Alex und Susanne hatte ich bereits einmal an einem Schreibanlass getroffen, die anderen kannte ich nur per Zoom. Es war nicht von Bedeutung. Schon nach wenigen Minuten war eine Vertrautheit da, als ob nie ein Bildschirm dazwischen gewesen wäre. Und doch war es so anders.

Als ich zwei Tage später am Flughafen von München stand wusste ich, dass dieses Wochenende lange nachschwingen würde. Ich muss vorausschicken, dass ich nicht so ein soziales Wesen bin, ich bin ganz gern für mich, spätestens nach ein paar Stunden der Gemeinschaft. Die Welt ist mir grundsätzlich zu laut und ich war gespannt, was ein Wochenende mit sechs Frauen mit mir macht. Aber ich war zuversichtlich: Alex war dabei und ich wusste, dass ich auf unsere Gemeinsamkeit zählen konnte. Ich traf sie dann auch als Erste am Bahnhof in München und wir fuhren zusammen in Richtung unserer kleinen WG auf dem Bauernhof, die wir für das Wochenende gemietet hatten. Alex meinte im Nachhinein, sie hätte mich auf dieser Bahnfahrt zugetextet. Meiner Erinnerung nach hat sie einfach ein bisschen erzählt. Spätestens jetzt weiss ich, dass wir Stille-Schwestern sind.

Als wir dann Claudia, Christine, Susanne und Evelyne trafen, spürte ich schnell, dass ich einfach entspannen konnte. Es gab hier nichts zu müssen oder sich zu verhalten. Wir haben gelacht, immer wieder, zusammen gegessen, getrunken und geweint, waren spazieren und haben viel geredet, mal alle zusammen und auch immer wieder in irgendeiner Ecke unserer kleinen WG oder auf einem Spaziergang zu zweit. Es war so viel Raum da, für alles und für all unsere dick gefüllten Rücksäcke, die man mit 50+ mit sich herumträgt. Und jede von uns hat immer mal wieder was ausgeräumt aus dem Rucksack und vielleicht auch da und dort ein wenig Ballast abwerfen können.

Ab und zu hörte ich an diesem Wochenende einen Wunsch lauter (!) werden, den ich schon länger in mir wahrnehme; irgendwann in einer Gemeinschaft zu wohnen und zu leben, in der sich viele gelebte Leben zusammenfinden und die Rucksäcke irgendwann nicht mehr so wichtig sind. Aber so einen Wunsch kann man ja auch einfach mal in die Hände der Zeit legen.

Einer der Höhepunkte an diesem Wochenende war natürlich unser Lagerfeuer. Alex entpuppte sich als erstklassige Karaoke Sängerin und die anderen waren die perfekte Backgroundgruppe. Ich tat das, was ich im Zweifel immer tue. Jemand musste ja auch zuhören und sich ums Feuer kümmern. Und irgendwann bekam ich dann auch meinen Moment der Stille geschenkt, der dann ganz magisch zu unserem Moment wurde.

Es war ein Wochenende, das auf besondere Weise aus der Zeit gefallen war. Und es gab mir das Gefühl, in einer Gemeinschaft einfach sein zu dürfen, wie ich bin. Ich habe keinen Rückzugsort suchen müssen (dafür, dass ich eines der raren Einzelzimmer haben durfte danke ich euch trotzdem Mädels!). Ich war bei mir und doch dabei und getragen. Ein wunderschönes und auch neues Gefühl. Es hat es auch möglich gemacht, dass ich nicht abgetaucht bin, als Claudia ihren Fotoapparat gezückt hat. Sie hat mit soviel Freude und Herz fotografiert, dass jeder meiner Fluchtimpulse im Keim erstickte.

Und dann war da noch dieses Thema, über das wir immer wieder diskutierten: die Sichtbarkeit. Was das anbelangt, bin ich seit bald einem Jahr auf Tauchstation. Ich hatte in meiner beruflichen Tätigkeit einfach eine Überdosis davon und geniesse es im Moment in vollen Zügen, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Aber auch dafür gab es Raum und dieses Wochenende hat mir so sehr gezeigt, dass es Wege gibt, ein Leben in Gemeinschaft zu leben, auch wenn man herausgefunden hat, wer man wirklich ist. Man braucht nur die richtige Gemeinschaft.

Ich danke euch Ihr Lieben!

Willst Du lesen, wie die anderen Schreibfreundinnen unser Wochenende erlebt haben? Dann los!

Alexandra

Claudia

Susanne

Evelyne

Christine