Wir Schreibfreundinnen gönnten uns einige Zeit ein Schreibpäuschen. Wobei das so nicht ganz stimmt. Ich bin mir sicher, dass jede von uns geschrieben hat, manche sogar ein ganzes Buch 1), andere ihre Blogbeiträge und ich vermute, dass auch darüber hinaus unendlich viele Zeilen in unsere Notizbücher geflossen sind. Aber wir vereinbarten keine gemeinsamen Themen mehr mit einem Veröffentlichungstermin.
Wir trafen uns dennoch regelmässig an unserem virtuellen Lagerfeuer, tauschten uns aus und planten unser nächstes Treffen in echt. Das war schön, voller Leichtigkeit und für mich war spürbar, dass etwas Neues entstehen durfte. Und dann stand plötzlich wieder diese Frage im Raum: «Wann schreiben wir denn wieder?».
Sie wurde an Christine aus ihrer Leserschaft herangetragen. Ich freue mich wirklich für sie, dass ihr Blog so viele interessierte Leserinnen und Leser hat, aber ich zuckte innerlich zusammen. Nicht, weil ich nicht mehr schreiben wollte, sondern weil ich dieses neue Pflänzchen spürte. Und weil ich gern die Stille halte.
Dann der rettende Vorschlag, einfach über diese Frage zu schreiben, jede wie sie will und wann sie will. Wenn sie denn überhaupt will. Das Pflänzchen atmete auf. Und ich auch. Irgendetwas in mir sträubte sich dagegen, wieder in den alten Modus (pro Monat ein Thema mit einem fixen Termin) zurückzukehren. Das hat wunderbar gepasst, zu seiner Zeit. Nun kommt eine andere.
Wir haben uns alle verändert, mit dieser Zeit, die vieles hinterfragt, wenn man den hinhört. Wir hörten und hören alle hin. Und wir haben uns auch als Schreibfreundinnen hinterfragt und verändert.
In meinem früheren Arbeitsleben habe ich gelernt, dass es Regeln braucht, damit niemand einen Schaden erleidet. Wozu aber Regeln befolgen, wenn es gar nicht nötig ist? Würde man allem Existierenden freundlich begegnen, bräuchte es keine Regeln (und wenn ich mir die Welt betrachte, läuft das gerade unerträglich schief).
Regeln können helfen, gerade wenn man sich (noch) nicht gut kennt. Aber mittlerweile stehen wir gemeinsam woanders. Wir können die Stille aushalten und halten, gemeinsam. Und wir können unsere inneren Stimmen laut werden lassen. Manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Worten.
Und ich feiere dieses Pflänzchen, für einmal ganz laut!
Lies weiter, wie die anderen Schreibfreundinnen in die Frage hineinleben:
Christine, die eine ganz neue Beziehung zu den Leerseiten aufgebaut hat.
Alexandra, in gelebter Autonomie inmitten der acht Milliarden Seelen
Susanne, die sich auf unsere neue Dimension freut
1) Alexandra H. Meier, Die Heldinreise, 2025
