Wir schalten die Magie ein

Unser Lagerfeuer wird nun also echt. Wir treffen uns zum ersten Mal seit zwei Jahren. So richtig. In zwei Wochen.

Als wir uns darüber geeinigt hatten, genau hierüber einen Text zu schreiben, war ich ganz still. Still, weil ich genau wusste, dass ich keine Ahnung haben würde, was ich dazu schreiben soll. Ich bin vor unserem Treffen weder nervös noch habe ich Bedenken, ich freue mich einfach. Erwartungen und Vergleiche sind bekanntlich die Zutaten für ein wenig zufriedenes Leben. Ich habe mir das deshalb abgewöhnt. Zudem habe ich schon wiederholt die Erfahrung gemacht, dass man es in etwa zwei Sekunden vergisst, eine Person nur virtuell zu kennen, wenn man sie dann tatsächlich sieht. Ich habe den Verdacht, dass die Pandemie hier ihre Spuren hinterlassen hat.

Was also schreibe ich nun, wenn ich mich einfach freue, meine Schreibfreundinnen zu treffen und im Moment gar nicht mehr dazu zu sagen habe? Gerade habe ich das meinen Mann gefragt. Er meinte, dass ich das doch die letzten drei Jahrzehnte gemacht hatte, weshalb ich jetzt ein Problem damit hätte? Genau deshalb mache ich das, was ich die letzten drei Jahrzehnte gemacht habe, ja nicht mehr. Aber das ist ein anderes Thema.

Ein guter Ansatz könnte die Methode sein, die Haruki Murakami in seinem Buch „Von Beruf Schriftsteller“ beschreibt: die E.T. Methode. Im Film E.T. gibt es eine Szene, in der sich der kleine Ausserirdische in einer Abstellkammer allerlei Gerümpel zusammensucht und sich daraus ein improvisiertes Funkgerät baut; ein Regenschirm, eine Stehlampe, Geschirr, ein Plattenspieler und noch ein paar andere Dinge. Mit diesem Funkgerät kann er auf magische Weise mit seinem Tausende von Lichtjahren entfernten Planeten Verbindung aufnehmen. Für Murakami ist das eine Grundlage für gute Texte. Die Qualität des Rohstoffs ist nicht entscheidend, manchmal muss man einfach zusammenraffen, was man hat, es mit Geduld zusammensetzen und die Magie einschalten. Nur so können wir mit dem anderen Stern Verbindung aufnehmen, eine andere Methode gibt es nicht. Wir müssen einfach mit dem auskommen, was uns zur Verfügung steht.

Die E.T. Methode leuchtet mir ein und vor allem nimmt sie jeglichen Schreibdruck weg und lässt auch ganz nebenbei keinen Raum mehr für Ausreden, weshalb man einen Text jetzt gerade nicht schreiben kann. Und sie passt ganz wunderbar zu unserem Lagerfeuer. Als wir uns noch über organisatorische Dinge für unser Treffen unterhielten, kam die Idee auf, dass nicht nur wir uns real treffen, sondern dass auch unser Lagerfeuer real werden soll. Alex wird nun einen Pop-up-Grill mitbringen und ich finde, ein Regenschirm, eine Stehlampe, Geschirr und ein Plattenspieler könnten auch nicht schaden. Ich freue mich riesig auf die Magie, die entstehen wird, wenn wir das alles zusammensetzen. Und dann telefonieren wir nach Hause!

Willst Du lesen, was die anderen Schreibfreundinnen für Gedanken haben im Hinblick auf unser Treffen?

Alexandra

Susanne

Christine

Claudia

Evelyne